Die Frage nach der passenden Einstreu beschäftigt so ziemlich jeden Pferdehalter. Gerade dann, wenn das Pferd viel Zeit in der Pferdebox verbringt, weiß man eine hochwertige Einstreu sehr zu schätzen. Schließlich soll sie nicht nur die Hinterlassenschaften des Pferdes zuverlässig binden, sondern auch bequem und möglichst gut verträglich sein.
Besonders wichtig wird die Frage nach der richtigen Einstreu, wenn das Pferd gleichzeitig an einer Atemwegserkrankung leidet. Doch welche Einstreu ist hier am sinnvollsten? Da die Anbieter mittlerweile eine sehr breite Palette an verschiedensten Einstreuarten im Angebot haben, ist die Auswahl nicht immer leicht.
Als Halterin einer an COB erkrankten Stute habe ich mit dem Thema „Welche Einstreu“ intensiv beschäftigt und viele Erfahrungen sammeln können. Da ich weiß, dass dieses Thema sehr viele Pferdehalter immer wieder beschäftigt, möchte ich für euch daher die gängigsten Einstreusorten unter die Lupe nehmen und klären, welche sich für Tier mit Atemwegserkrankungen besonders eignen.
Schon gewusst?
Ein Pferd kann, je nach Futter, täglich bis zu 12kg Pferdeäpfel und bis zu 10 Liter Urin produzieren. Das alleine macht eine hochwertige Einstreu für jeden verantwortungsvollen Pferdehalter unverzichtbar.
Stroh – Staubiger Klassiker
Stroh gehört zu der am häufigsten verwendeten Einstreu im Stall. Nicht überraschend, schließlich ist es besonders leicht erhältlich und Pferde lieben das Einstreu, da sie es neben dem Heu als Nahrungsquelle nutzen. Auch preislich ist das klassische Stroh sehr attraktiv. Zudem isoliert Langstroh die Wärme sehr zuverlässig und bietet den Tieren eine angenehm weiche Liegefläche.
Leider bringt Stroh, gerade bei atemwegserkrankten Tieren, auch erhebliche Nachteile mit sich. Es ist besonders staubig und neigt gleichzeitig sehr leicht zur Schimmelbildung, wenn es ein schlechtes Jahr war, oder zu viel Regen abbekommen hat. Somit erfordert Stroh als Einstreu jederzeit ein höchst penibles Auge, um die Gesundheit der Tiere nicht ungewollt zu gefährden.
Ein weiterer Nachteil ist auch der große Platzbedarf, was sich im Alltag schnell als sehr unpraktisch erweist. Wer Pferde hat, die besonders gern am Stroh „naschen“, wird zudem sehr genau darauf achten müssen, ob die Tiere nicht etwa mit Verdauungsproblemen zu kämpfen haben. Dies liegt daran, dass Pferde große Mengen davon nicht wirklich gut verdauen können.
Fazit: Gerade für atemwegserkrankte Tiere ist Stroh aufgrund des sehr hohen Staubanteils keine geeignete Einstreu. Die besonders hohe Schimmelanfälligkeit ist ein weiterer Grund, der gegen Stroh spricht.
Holzspäne – Kompostverweigerer
Anders als Stroh sind Späne merklich weniger lageraufwendig und vor allem dann eine sinnvolle Einstreu, wenn das Tier dazu neigt, zu viel Stroh zu „naschen“. Auch im Hinblick auf die Saugkraft bieten sich Holzspäne besonders an, da sie ca. doppelt so viel Feuchtigkeit binden können wie gewöhnliches Stroh.
Diese an sich sehr positive Eigenschaft zeigte sich während meiner Testphase aber auch von der weniger praktischen Seite.
Ein weiterer Nachteil ist die schwierige Entsorgung, da die Späne nicht kompostierbar sind und auch von Biogasanlagen nicht verwertet werden können. Sehr häufig nehmen Landwirte diesen Mist daher auch nicht mehr an.
Darüber hinaus neigten die Holzspäne während meiner Testreihe immer wieder zu einer recht großen Staubentwicklung beim Einstreuen. Somit schieden sie als geeignete Einstreu für ein Tier mit Atemwegserkrankungen aus.
Fazit: Tolle Saugeigenschaften und besonders lagerfreundlich. Leider auch verbunden mit zahlreichen Nachteilen, wie etwa dem Preis. Durch die Staubentwicklung nicht wirklich für atemwegserkrankte Tiere geeignet. Zudem ist die Entsorgung sehr problematisch.
Leinenstroh – Eine tolle Alternative
Leinenstroh stellt gerade für atemwegserkrankte Pferde eine sehr gute „Stroh-Alternative“ dar. Neben der guten Wärmeisolierung ermöglicht es den Pferden eine sehr komfortable Liegefläche. Zugleich bietet Leinenstroh eine sehr gute Feuchtigkeitsbindung und ist durch seine besonders weiche Eigenschaft sehr gelenkschonend.
Natürlich ist nicht alles „Stroh, was glänzt“. Gerade beim Misten blieb immer wieder viel sauberes Leinenstroh an den Pferdeäpfeln hängen. Darüber hinaus benötigt Leinenstroh relativ wenig Platz zum Lagern.
Ein weiterer Nachteil zeigt sich, wenn man, so wie ich, einen kleinen „Dreckspatz“ als Pferd hat, der das Leinenstroh überall verteilt. So sah die Box in der Regel schon nach kürzester Zeit ziemlich bescheiden aus.
Im Hinblick auf die oben erwähnte Atemwegserkrankung war das Leinenstroh leider nicht immer optimal. Ich habe diese Einstreu über ein Jahr lang ausprobiert und die Erfahrung machen können, dass auch hier, je nach Hersteller und Charge, Staub immer wieder ein Thema war.
Fazit: Grundsätzlich eine tolle Einstreu, welche sehr gut bei Pferden ankommt. Preislich ist das Leinenstroh relativ attraktiv. Die Lagerung auf Paletten benötigt wenig Platz. Leider ist es aufgrund der Staubentwicklung (je nach Charge) nicht optimal für atemwegserkrankte Tiere.
Hanf – Die Alternative
Danach folgte der Versuch mit Hanf. Gleich zu Beginn fiel mir dabei auf, dass es sich sehr gut misten ließ und, anders als etwa beim Leinenstroh, nur wenig saubere Einstreu beim Ausmisten verloren ging. Zudem war das Material sehr gut kompostierbar.
Auch im Hinblick auf die Lagerung war ich positiv überrascht, da es sich platzsparend auf Paletten lagern ließ. Da es in Folie verpackt war, konnte ich größere Mengen auch bequem außerhalb des Stalls lagern.
Ein großer Vorteil von Hanf zeigt sich darin, dass es staubarm ist und somit auch sehr gut für Tiere mit Atemwegserkrankungen geeignet ist.
Miscanthus – Interessante Alternative
Während meiner Testphase habe ich mich ebenfalls mit Miscanthus beschäftigt. Diese, auch als Chinagras, bezeichnete Grassorte steckte damals noch in den Kinderschuhen. Daher bekam ich das Miscanthus damals vom ortsansässigen Anbieter direkt gehäckselt.
In dieser Form ließ sich die Einstreu zwar sehr gut misten, zeigte aber bei der Saugkraft nicht die erwünschte Wirkung. Zudem erfolgte die Lieferung in Bigbags, was in Anbetracht der Anzahl an Pferden, die ich zu dem damaligen Zeitpunkt hatte, leider sehr unpraktisch war.
Mittlerweile wird Miscanthus in Pellets angeboten und ist deutlich anwendungsfreundlicher. Ich selbst habe mit den Pellets zwar keine eigenen Erfahrungen machen können, habe aber immer wieder von guten Erfahrungen anderer Pferdehalter gehört.
Neben der sehr guten Kompostierbarkeit soll es mittlerweile auch ziemlich saugstark und besonders bequem sein. Pferde würden, so die Aussagen, die Einstreu sehr gerne als weiche Liegefläche nutzen.
Fazit: Die ersten Erfahrungen waren nicht überragend. Jedoch hat sich bei den Anbietern viel getan. Durch die Pellets-Form scheinen die Eigenschaften deutlich verbessert worden zu sein.
Holzpellets: Tolles Klima – Geringe Kosten
Da ich in zahlreichen Foren immer wieder von den Vorzügen der Holzpellets gelesen habe, beschloss ich, auch diese Einstreu intensiv zu testen. Wer das erste Mal mit Pellets arbeitet, stellt interessiert fest, dass man diese für die Ersteinstreuung „vorbereiten“ muss, indem man diese mit Wasser zum „Quellen“ bringt.
Der Aufwand hält sich aber in Grenzen und geht nach einiger Zeit wie von selbst von der Hand. Zudem riecht der Stall nach jedem Einstreuen wunderbar nach Wald und Holz und sorgt für ein wirklich tolles Klima im Stall.
Im Hinblick auf die Lagerung gab es ebenfalls nichts Negatives zu berichten. Einfach auf Paletten gestapelt, lässt es sich unkompliziert lagern. Ich habe damals die 15kg Säcker verwendet, die problemlos auch Draußen gelagert werden konnten.
Preislich erwiesen sich die Holzpellets als wirklich sehr interessant, da es viele Anbieter auf dem Markt gibt und man immer wieder gute Angebote finden konnte.
Im Hinblick auf das Misten war für mich die mit Abstand beste Einstreu. Sie ließ sich wunderbar verteilen, war saugstark und ließ sich nahezu verlustfrei ausmisten. Wer nicht gerade eine „Wühlmaus“ als Pferd hat, kann durchaus mit nur einem Sack in der Woche gut auskommen.
Da Holzpellets sowohl keimfrei als auch staubarm sind, eignen sie sich in der Regel auch gut für Tiere mit Atemwegserkrankungen.
Fazit: Eine tolle Einstreu. Einfach kompostierbar und sehr ergiebig. Zudem sorgt sie für ein wunderbares Stallklima. Die Einstreu ist etwas „komplizierter“ als bei anderen Sorten. Preislich ebenfalls sehr empfehlenswert.
Waldboden – Das Walderlebnis für den Stall
Ich selbst habe diese Einstreu noch nicht getestet, möchte sie aber aufgrund der sehr interessanten Eigenschaften dennoch vorstellen. Waldboden erfreut sich als Einstreu zunehmender Beliebtheit.
Letztlich ist es nichts anderes als angerotteter Grünschnitt und ermöglicht eine besonderes weiche Einstreu. Dadurch ist sie für die Tiere sehr bequem. Ähnlich wie die behandelten Holzpellets entsteht auch beim Waldboden ein sehr schönes Stallklima, das an Holz und Wälder erinnert.
Bemerkenswert ist zudem auch die sehr hohe Saugkraft und gute Kompostierbarkeit. Dadurch, dass der Waldboden fast gänzlich staubfrei ist, eignet er sich auch sehr gut für Tiere mit Atemwegserkrankungen. Die Einstreu mit Waldboden soll sogar eine positive Wirkung auf die Atemwege der Tiere haben.
Ein Nachteil ist aber die sehr dunkle Farbe. Gerade Tiere mit einem hellen Fell bringen diesen Nachteil dann im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell zum Ausdruck. Zudem ist die dunkle Optik für viele oftmals gewöhnungsbedürftig.
Dass Waldboden häufig nur in Bigbags geliefert, macht es nicht wirklich anwendungsfreundlich.
Fazit: Sehr interessante und besonders „naturnahe“ Alternative. Gerade die positiven Eigenschaften im Hinblick auf das Stallklima und die Atemwege der Tiere klingen sehr vielversprechend. Ein Nachteil sind die oben erwähnten Bigbags und die sehr dunkle Farbe der Einstreu.
Nie vergessen:
Egal welche Einstreuart auch verwendet wird, sollte stets darauf geachtet werden, dass die Tiere immer Zugang zu genügend Heu haben. Aus eigener Erfahrung kann ich hier vor allem Heunetzte empfehlen, da sie den Stall deutlich sauberer halten und gleichzeitig keine langen Fresspausen entstehen.
Mein persönliches Fazit: Holzpellets
Heute habe ich die Haltung meiner Pferde komplett umgestellt. Sie sind 365 Tage im Jahr draußen. In Ihren Unterständen nutze ich aber weiterhin Holzpellets, da es sich, egal wie das Wetter auch ist, am besten misten lässt. Zudem bekomme ich die Schubkarre so relativ unfallfrei vom Paddock, ohne unterwegs die Hälfte zu verlieren.