Das Husten ermöglicht Pferden auf einfache und sehr effektive Art und Weise, ihr Atemsystem von jeglichen beeinträchtigenden Substanzen zu befreien. Genau wie bei uns Menschen soll damit eine ungehinderte und gesunde Atmung ermöglicht werden.
Darum ist Husten manchmal sinnvoll
In der Regel handelt es sich daher bei einem kurzzeitigen Pferdehusten also um einen wichtigen Schutzreflex des Körpers, der nicht weiter bedenklich ist. Nicht selten entwickeln Tiere diesen hilfreichen Hustenreiz vor allem bei nasskaltem Wetter, plötzlicher Kälte oder besonders staubbelasteter Luft.
In diesen Momenten reagiert der Organismus und gewährleistet durch das Husten, dass das gesamte Atemsystem bestmöglich funktionieren kann. Das Husten ist damit ein wichtiger Schutzfaktor und kein Indikator für mangelnde Gesundheit.
Langanhaltender Husten ist bedenklich
Was ursprünglich als gesunde Reaktion des Atemsystems begonnen hat, kann aber auch zu einer ernsthaften chronischen Erkrankung werden. Handelt es sich bei dem beobachteten Husten um ein häufig auftretendes oder immer wiederkehrendes Symptom, solltest du hellhörig werden und schnellstmöglich handeln.
Guter Husten – schlechter Husten
In der Tat trifft dies dann zu, wenn unvorteilhafte Haltungsmethoden, staub- und pilzbelastete Einstreu oder Infekte der Auslöser für den Husten sind und schneller als gedacht den Weg zu einer chronischen Erkrankung ebnen.
Daher unser Tipp: Nimm regelmäßiges oder häufiges Husten bei deinem Liebling ernst.
Wichtig: Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du einen Tierarzt zu Rate ziehen. Gerade dann, wenn folgende Symptome auftreten:
• Nasenausfluss
• Fieber oder erhöhte Temperatur
• Geschwollene Lymphknoten
• Atemnot oder Probleme beim Atmen
Gerade Atemnot kann schnell lebensgefährlich für dein Pferd sein. Daher solltest du dieses Symptom keinesfalls unterschätzen.
Akuter und chronischer Husten: Kurzer „Besuch“ oder „Dauergast“?
Grundsätzlich unterscheiden wir bei Pferden zwischen zwei verschiedenen Arten des Hustens. Der akuten und der chronischen Variante.
Akutes Husten:
Beim akuten Husten handelt es ich um eine temporäre und aktuell stattfindende Infektion der Atemwege. Wird sie entsprechend erkannt und behandelt, ist sie nach ca. zwei Wochen auskuriert. Das Pferd zeigt anschließend keinerlei Symptome und Beeinträchtigungen.
Chronisches Husten:
Wird ein akuter Husten nicht behandelt, kann sich schnell ein chronischer Husten entwickeln. Diese Erkrankung ist deutlich komplizierter. Zwar können bei der Behandlung in der Regel die Symptome gut behandelt werden, jedoch ist eine vollständige Genesung nicht möglich.
Ein chronischer Husten führt zu einem spürbaren Leistungsabfall und häufig auch zu einer Minderung der Lebensqualität. Das Pferd ist sein Leben lang mehr oder weniger beeinträchtigt und hat entsprechende Schwierigkeiten im Alltag.
Reizhusten – Oftmals Folge falscher Haltungsbedingungen
Nicht immer ist primär ein Infekt der Auslöser für die Entstehung des Reizhustens. Besonders ungünstige Haltungsbedingungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Neben der Sauberkeit des Stalls haben vor allem die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sowie die Fütterung eine maßgeblichen Einfluss auf Gesundheit des Tieres.
Ein weiterer Faktor, welcher die Entstehung von Reizhusten begünstigt, ist die mangelnde Bewegungsmöglichkeit für die Tiere. Die Bewegung hat daher, vor allem aus Gründen der Prävention, einen sehr großen Einfluss auf die Gesundheit des Atemsystems.
Prima Klima? Haltungsbedingungen vs. Gesundheit
Vor allem sehr trockene und staubige Luft kann auf Dauer zu einem Reizhusten führen. Dabei spielt oftmals die Wahl der Einstreu eine zentrale Rolle, da sie maßgeblich zum Raumklima beiträgt. Ist dieses Klima zu trocken oder staubig, wird der Atemapparat deines Pferdes durch die dauerhafte Reizung deutlich anfälliger für Infektionen.
Wer rastet, der hustet
Es klingt plakativ, doch auch mangelnde Bewegung ist ein möglicher Auslöser von Reizhusten. Warum das so ist, wird deutlich, wenn man die Funktionen des Atemorgans genauer betrachtet. Bei körperlicher Aktivität wird der Atemapparat „durchlüftet“. Dabei werden wichtige Selbstreinigungsprozesse unterstützt.
Bewegt sich ein Pferd auf Dauer zu wenig, stockt dieser Prozess. Dein Pferd wir anfälliger für Erkrankungen, da die körpereigene Präventionsarbeit nicht stattfinden kann.
Futter für den Husten
Zuletzt solltest du dir auch das Futter deines Pferdes sehr genau anschauen. Gerade minderwertiges Raufutter enthält häufig viele Pilze und Bakterien, die Reizhusten auslösen können und dein Tier zudem schwächen.
DEEP-BREZZ-TIPP: Sollte dein Pferd husten, achte darauf, ob es nur im Stall hustet. Ist es beim Ausreiten ohne Symptome ist das ein großer Indikator für falsche Haltungsbedingungen und keine Infektion.
Fazit: Schließe bei Husten zunächst alle Faktoren aus
Neigt dein Pferd zu Husten, solltest du zunächst sehr genau prüfen, ob der Auslöser nicht in den falschen Haltungsbedingungen, zu wenig Bewegung oder falscher Fütterung liegt. So kannst du vermeiden, dass sich der lästige Reizhusten in eine chronische Atemwegserkrankung verwandelt.
DEEP-BREZZ-HINWEIS: Schon gewusst? Fohlen haben einen wesentlich schwächeren Hustenreiz als ältere Tiere. Sie sind daher deutlich anfälliger für das Verschlucken von Fremdkörpern, infolgedessen sie dann ebenfalls Atemwegserkrankungen entwickeln können.
IAD bei Pferden: INFLAMMATORY AIRWAY DISEASE
Infektiöse Entzündungen und der Pferdehusten
Eine weitere Ursache für den Husten können zudem sog. infektiöse Entzündungen sein. Diese Entzündungen sehen wir vor allem im Bereich des Rachens (z.B. Druse), des Kehlkopfs, der Luftröhre oder aber der Luftsäcke.
Interessant ist dabei, dass diese Erkrankung verstärkt bei jüngeren Tieren auftreten.
Die „bösen“ Drei: Viren, Bakterien oder Pilze
Bei diesen Entzündungen handelt es sich zumeist um virale oder bakterielle Infektionen. Jedoch kann auch ein Pilzbefall, ausgelöst durch falsche Einstreu oder belastetes Futter, ebenfalls zu einer solchen Entzündung führen.
Meist sind bei diesen Entzündungen zuerst die oberen Atemwege betroffen. Die Infektion „wandert“ erst im Verlauf der Erkrankung in tiefere gelegene Atemregionen. Mit der Zeit sind dann aber auch Luftsäcke befallen.
Gerade die Druse ist dabei eine der bekanntesten dieser hochansteckenden Erkrankungen. Sie wird durch das Streptococcus equi subsp. equi Bakterium ausgelöst.
An diesen Symptomen erkennst du eine infektiöse Entzündung:
Damit im Krankheitsfall keine kostbare Zeit vergeudet wird, solltest du genau auf die Symptome deines Pferdes achten. Gerade die Schleimhäute werden bei einer infektiösen Entzündung besonders stark durch die Erreger gereizt.
Zugleich sind die Schleimhäute der Atemwege ständigen mechanischen Reizen beim Atmen und der Futteraufnahme ausgesetzt. Ein typisches Merkmal einer infektiösen Entzündung zeigt sich daher an einem trockenen und oftmals in Anfällen auftretendem Husten.
Je nach Verlauf, den betroffenen Atemregionen und der Schwere der Infektion können zudem folgende Symptome auftreten:
• Nasenausfluss und ggf. -bluten
• starke Schwellung der Lymphknoten
• deutlich hörbare Atemgeräusche
• spürbarer Leistungsabfall
• plötzliche Appetitlosigkeit
• Schluckbeschwerden und Fieber
Chronischer Husten: RECURRENT AIRWAY OBSTRUCTION (ROB)
Nach der akuten Erkrankung ist vor der Chronischen. Diese medizinische Binsenweisheit trifft auch auf den chronischen Pferdehusten zu. Wir erleben im Rahmen unserer täglichen Praxis immer wieder Tiere, die an einer solchen andauernden Erkrankung ihres Atemsystems leiden.
Ein solches chronisches Leiden entsteht fast immer dann, wenn akute Atemwegserkrankungen nicht richtig behandelt oder vollständig auskuriert wurden. Durch die dauerhafte Entzündung werden die Atemwege kontinuierlich gereizt, was eine zunehmende Verschleimung und Verengung des Atemapparats zur Folge hat. Hierdurch fällt es deinem Liebling immer schwerer ein- und auszuatmen.
An diesen Symptomen erkennst du einen chronischen Husten
Eines der besten Indizien für die Erkennung einer chronischen Erkrankung ist ihre Verlaufsdauer. Normalerweise heilt eine akute Atemwegerkrankung bei entsprechender Behandlung und ausreichend Schonung innerhalb weniger Wochen komplett aus.
Lange Symptome sind ein Anzeichen
Bleiben die oben beschriebenen Symptome allerdings länger bestehen und zeigt sich trotz konsequenter Behandlung keine Linderung, kannst du davon ausgehen, dass dein Pferd eine chronische Erkrankung hat. Ab einer Symptom-Dauer von über 6 Wochen spricht man hier einer Verstetigung des Hustens.
Die Temperatur ist unauffällig – der Husten bleibt
Ein weiteres offensichtliches Anzeichen für einen chronischen Husten ist ein konstantes Bestehen des Hustens, obwohl die Körpertemperatur nicht mehr erhöht ist. Zudem gehen auch die Entzündungswerte im Blut messbar zurück und das Pferd ist, bei zuvor infektiöser Erkrankung, auch nicht mehr ansteckend.
Auffällig ist dabei, dass das Husten oftmals in sehr unregelmäßigen Abständen auftritt. In manchen Fällen husten die Tiere dann zu einer bestimmten Zeit, später dann nur zu Beginn des Training oder bei einem längeren Stallaufenthalt.
Die Symptome „verstecken“ sich
Da die Symptome nun weniger offensichtlich sind, fällt die Chronifizierung oft sehr spät auf. Weil eine Behandlung allerdings zwingend notwendig ist, solltest du, auch nach einer vermeintlich kurierten Erkrankung, sehr genau auf die typischen Anzeichen achten.
• erhöhte Atemfrequenz im Ruhezustand
• erschwerte Atmung, vor allem wenn beim Ausatmen die Bauchmuskeln eingesetzt werden
• schnelle Ermüdung bei Anstrengung
• auffällig frühes Schwitzen
DEEP-BREZZ-HINWEIS: Eine RECURRENT AIRWAY DISEASE kann bei jedem Pferd unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Jedoch kann es besonders bei schweren Verläufen zu Lymphemphysemen und damit zu einer sog. Dämpfigkeit kommen
Dämpfigkeit
Dämpfigkeit ist ein anderer Ausdruck für die chronische Lungenemphyseme bei Pferden und beschreibt eine Schädigung der Lungenbläschen. Diese Schädigung ist darauf zurückzuführen, dass bei einer fortgeschrittenen chronischen Atemwegserkrankung ständig ein „Überangebot“ an Sauerstoff in der Lunge des Pferdes vorherrscht.
Vereinfacht gesagt, atmet das erkrankte Tier mehr ein, als es verwerten kann. Hierbei kommt es allmählich zu einer Schädigung jener Lungenbläschen, welche für den Sauerstoff-Kohlenstoffdioxid-Austausch so wichtig sind.
Als Folge drohen Leistungsabfall und mangelnde Belastbarkeit
Durch die oben genannte Dämpfigkeit kommt zu zunehmenden Atemproblemen und einer verstärkten Ausatmung. Das führt dazu, dass die sog. Bronchiolen kollabieren und Luft in den Lungenbläschen „gefangen“ bleibt.
Dabei erweitern sich die Lungenbläschen und verlieren ihre Funktion, wodurch es zu einer Reduktion des Sauerstoffgehalts im Blut kommt. Diese zeigt sich durch einen dauerhaften Leistungsabfall und dadurch dass betroffene Tiere deutlich weniger belastbar sind.
DEEP-BREZZ-HINWEIS: Leider ist die Dämpfigkeit nicht heilbar. Unter bestimmten Umständen kann sie sogar lebensbedrohlich werden. Daher solltest du sehr aufmerksam auf alle Anzeichen einer Verschlechterung, wie etwa eine akute Atemnot, achten.
Behandlung eine chronischen Hustens bei Pferden
Bei der Behandlung eines chronischen Hustens sollte man stets doppelgleisig fahren. Zum einen geht es darum, alle belastenden Reize soweit wie möglich zu minimieren oder gänzlich zu vermeiden.
Zum andern sollten Symptome aktiv und kontinuierlich behandelt werden. Hierbei kann beispielsweise ausreichende Bewegung sehr unterstützend wirken, da die Lunge durch die damit einhergehende tiefere Atmung zur Selbstreinigung animiert wird.
Der dadurch ausgelöste Husten sollte dich nicht verunsichern, da er deinem Pferd dabei hilft, den festsitzenden Schleim zu lösen.
Medikamentöse Behandlung als Unterstützung
Darüber hinaus können vereinzelte Symptome auch medikamentös behandelt werden. Gerade Wirkstoffe, welche die verengten Bronchien öffnen, den Schleim lösen oder die Schleimhäute abschwellen lassen, sind eine sinnvolle Ergänzung bei der Behandlung.
In der Regel kann dich dein Tierarzt hierbei fachgerecht und gezielt zu den passenden Wirkstoffen beraten.
DEEP-BREZZ-TIPP: Ein sauberer, gut gelüfteter und staubarmer Stall ist eine sehr bewährte und gleichzeitig leicht umzusetzende Methode, um ein chronisch erkranktes Pferd bei der Behandlung aktiv zu unterstützen.
Zudem kannst du durch die Gabe von befeuchtetem Stroh das Stallklima sehr einfach spürbar verbessern. Dein Liebling wird es dir danken.